Fraktion vor Ort der SPD-Bundestagsfraktion: Schemmerhofen geht mit gutem Beispiel voran

Veröffentlicht am 23.04.2012 in MdB und MdL
 

SCHEMMERHOFEN (zel) - „ Seit der Betreuung meines 91-jährigen Vaters weiß ich, was Pflegende leisten“, berichtete Schemmerhofens Bürgermeister Eugen Engler in der Begrüßung. Rund 60 zumeist Fachkundige waren in den Ratssaal gekommen zur Veranstaltung der SPDBundestagsfraktion über die Zukunft der Pflege im ländlichen Raum. Eingeladen hatten der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster und seine Ulmer Kollegin Hilde Mattheis, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Mitverfasserin des „Positionspapiers Pflege“ der Fraktion.

Bereits im Januar hatte sich Gerster („Damals haben wir den ersten Stein ins Wasser geworfen“) im Rathaus mit Engler und leitenden Mitarbeiterinnen von Altenhilfeeinrichtungen getroffen, um darüber zu reden, wie es mit der Pflege weitergeht. Der Biberacher SPD-Abgeordnete nahm die Vorschläge aus Schemmerhofen mit nach Berlin und Ende März verabschiedete die SPDBundestagsfraktion ihr „Positionspapier Pflege“. Auf der Folgeveranstaltung trafen sich jetzt Mattheis, Gerster und Engler mit dem Biberacher Caritasregionalchef Peter Grundler und SPD-Kreisrat Josef Martin, dem Vorsitzenden der Riedlinger Seniorengenossenschaft. Einig waren sich alle Diskutanten, dass für neue Organisationsformen der Pflegearbeit die Rahmenbedingungen verändert werden müssen. Als Beispiel nannte Martin Fahrdienste: „Die eine Abteilung im Landratsamt sagt, wie brauchen's, die andere, wir dürfen aber nichts bezahlen.“ Er bemängelte, dass bisher nur der Kreis Biberach keine Pflegestützpunkte eingerichtet habe: „Dafür könnte man doch auf der Altenhilfeplanung aufbauen.“ Für Mattheis gehören die Pflegestützpunkte ausgebaut: „Dafür wollen wir 500 Millionen Euro von insgesamt 6 Milliarden zusätzlicher Kosten.“ Die Beiträge zur Pflegeversicherung müssten um 0,6 Prozentpunkte erhöht werden. „Das ist den meisten eine gute Pflege wert“, wusste Mattheis. Die SPD-Fraktion fordert auch eine Stärkung der ambulanten Versorgung sowie von Prävention und Rehabilitation. Zudem sollen der Ausbau der kommunalen Pflegeinfrastruktur und der aufsuchenden Pflegeberatung vorangetrieben und pflegende Angehörige besser unterstützt werden. Zustimmende Diskussionsbeiträge von Publikum wie Podium gab es für das SPD-Ansinnen, die Ausbildung der Pflegekräfte zu verbessern und für diese ein attraktives Berufsumfeld zu schaffen. „Wir sollten lieber Anreize schaffen“, entgegnete die Abgeordnete auf Englers Vorschlag eines sozialen Pflichtjahrs. Mattheis und Gerster lobten dagegen die vielfältigen Aktivitäten in Schemmerhofen. Der Bürgermeister erzählte von anfangs viel Skepsis gegenüber dem neuen Seniorenwohnpark: „Jetzt sind die Plätzegefragt, wir haben einen Förderkreis, müssen erweitern und planen einen zusätzlichen Neubau.“ Das „Netzwerk Mensch“ der Gemeinde habe mit der Versicherungslage zu kämpfen. Englers Lösung: „Wenn's der Gesetzgeber nicht regelt, regeln wir's selber.“ Einig waren sich die Anwesenden darin, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern müssen. „Wir brauchen mehr Durchlässigkeit zwischen stationär und ambulant“, forderte Caritas-Regionalleiter Peter Grundler. Man müsse Beteiligungsformen schaffen weg von der Genehmigungsform und angesichts der zurückgehenden Anzahl junger Menschen die Kompetenzen und Erfahrungen von Menschen jeden Alters nutzen. „Die Stimme der pflegenden Angehörigen muss mehr gehört werden“, sagte er und nannte als gutes Beispiel den Biberacher Weg bei Angehörigen und Demenzberatung: „In dieser Arbeitsgruppe sind ein Haupt- und zehn Ehrenamtliche.“ „Es sind Konzepte nötig, die vor Ort passen“, pflichtete Mattheis bei und lud Martin ein im
Arbeitskreis demografischer Wandel der SPD-Bundestagsfraktion die Riedlinger Seniorengenossenschaft vorzustellen. Mit den Worten „Wir haben gute Ansätze gehört, jetzt heißt es handeln“, schloss Gerster die Veranstaltung.