Politischer Martini in Laupheim

Veröffentlicht am 15.11.2013 in Veranstaltungen
 

Kultusminister Andreas Stoch macht Schulpolitik verständlich

 

Eine schon fast überfüllte Mensa der
Friedrich-Uhlmann-Werkrealschule hat jetzt eine außergewöhnliche
Veranstaltung erlebt. Auf Einladung des Biberacher
Bundestagsabgeordneten und SPD-Kreisvorsitzenden Martin Gerster hatte
sich der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch den Fragen
von rund 250 Gästen gestellt. Zum Abschluss würdigte Gerster für die
Kreis-SPD das Engagement der Initiativen "Schulranzen für Bosnien" und
"Kinderbörse Laupheim". Minister Stoch gratulierte als Erster.

Zumeist Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten aus dem gesamten
Schulamtsbezirk Biberach hatten sich eingefunden, um ihrem obersten
Dienstherren zu lauschen und danach vertieft auf den Zahn zu fühlen.
Stoch benannte in seinem kurzen Vortrag klar die neue Politik der
grün-roten Landesregierung: "Wir nehmen die Verantwortlichen vor Ort in
den Entscheidungsprozessen mit, auch wenn wir immer wieder hinter
vorgehaltener Hand hören, eine Entscheidung von oben herab wäre so
manchem lieber gewesen, um dann sagen zu können, die in Stuttgart waren
es." Mitwirkung sei vor allem wichtig in der Bildungspolitik in einer
Zeit, in der die Schüler- und Schulstandortzahlen einerseits
zurückgingen, andererseits die Verschiedenheit der Schüler und die
Anforderungen ans Lehrpersonal ständig wüchsen. "Deshalb braucht es eine
regionale Schulpolitik und wir werden die Lehrerzahl nicht den
Schülerzahlen entsprechend senken können", stellte der Minister klar. Er
deutete damit an, dass die vielfach genannten 11.600 bis zum Jahr 2020
abzubauenden Lehrerstellen wohl nicht Wirklichkeit werden - auch deshalb
nicht, weil es im Land 40.000 Schüler mehr gibt als ursprünglich
prognostiziert: "Hier rechnen wir gerade neu."

Bestmögliche Förderung

Weitere Herausforderungen, wie die Einbeziehung behinderter Kinder in
den Regelunterricht oder 15 Prozent jedes Jahrgangs ohne Schulabschluss
und/oder Ausbildungsvertrag, lassen für den Heidenheimer
Landtagsabgeordneten nur den Schluss zu: "Die größten Anstrengungen
müssen im Bildungsbereich gemacht werden, um jedem Kind und Jugendlichen
die bestmögliche Entfaltung seiner Fähigkeiten zu verschaffen."

Ein wesentlicher Schritt dahin ist für Grün-Rot die Gemeinschaftsschule
mit verpflichtendem Ganztagsangebot an drei, besser vier Tagen die Woche
und langfristig 40 Schülern pro Jahrgang. "So handeln wir effizient im
Sinne der Steuerzahler, denn sobald das Angebot da ist, wird es von den
Eltern angenommen, ist unsere Erfahrung." So gewährleiste nicht die
reine Betreuung, sondern eine ganztags rhythmisierte Lernstruktur in
Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen und Musikschulen individuelle
Talentförderung und Lernerfolg, sagte Stoch, und erwiderte damit die
Aussagen im Grußwort von Laupheims Bürgermeister Rainer Kapellen, der
die Landesvorgaben für künftige Gemeinschaftsschulen als zu starr
bezeichnet hatte.

Krankheitsbedingter Unterrichtsausfall fast halbiert

Vor Stochs Redebeitrag hatte Schulamtsleiter Wolfgang Mäder in
Schaubildern die regionale Schulsituation deutlich gemacht: "Nie war die
Lehrerversorgung bei uns so gut wie dieses Schuljahr." Der Minister
seinerseits untermauerte dies damit, dass seit 2011 mit mehr
Stellvertretungen für kranke Lehrkräfte der Unterrichtsausfall auf heuer
gut zwei Prozent fast halbiert wurde. Das Ministerium prüft zudem, ob
schuljährig angestellte Vertretungslehrer weiterhin im Sommer entlassen
werden müssen: "Da kann es die Billigkeit ermöglichen die Kollegen auch
in den Ferien zu behalten."

Dies hielt Diskussionsteilnehmer nicht davon ab zu beklagen, dass
bezahlte Zusatzangebote an Gymnasien zurückgefahren wurden und die
Stundenermäßigung für ältere Lehrer zwei Jahre später einsetzt: "Ohne
mich wäre diese Ermäßigung ganz entfallen", entgegnete Stoch, "auch bei
den Berufsschulen stellen wir verstärkt Lehrkräfte ein, zur Freude von
Handwerk und Industrie."

Sein Fazit: "Wir als neue Landesregierung
handeln, denn zu lange ist nichts passiert."